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Interview mit einem bekennenden Rechten II

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Wolfgang Luley trifft Reinhard Rupsch

LULEY: Am 29. und 30. November war der AfD-Parteitag in Hannover,
waren Sie dort? Was empfanden Sie als stärksten Eindruck des Parteitags?

RUPSCH: Nein ich war nicht dort, denn ich habe kein Delegierten-Mandat. Das teile ich durchaus auch mit prominenten Parteigrößen… 😉 Allerdings wurde ich laufend informiert und konnte durch das, was an Information im Netz zu finden war, den Hergang gut verfolgen.
Andere Beobachter hoben hervor, dass Hannover viel disziplinierter verlief als der emotional aufgezheizte Essener Parteitag. Das war aber kein Wunder, denn erstens gab es keine brisanten Personalentscheidungen und zweitens – das ist viel entscheidender! – war der vorher gehende ein Mitglieder- und der Hannoveraner – ein Delegiertenparteitag. Interessant und beeindruckend war der Unterschied zwischen drinnen und draußen. Während die Delegierten drinnen fleißig und sachkundig ihrem Geschäft nachgingen und z.B. eine Resolution gegen ein militärisches Engagement in Syrien verabschiedeten, tobte draußen der linke Mob als würden drinnen neue Nürnberger Rassengesetze debattiert.

LULEY: Im Vorfeld des AfD-Parteitags in Hannover gab es – sagen wir mal – Unstimmigkeiten.
– Ein Hotel hat die Buchungen für AfD-Mitglieder storniert, Begründung: Man wolle Rechten keinen Raum bieten. Und während des Parteitags riefen linke Demonstranten Parolen, wie: „Deutschland Du Stück Sch …e“.
– Zu was für Überlegungen regt Sie das an?

RUPSCH: Es muß wohl an der aufkeimenden Macht der bald 10-% Partei AfD liegen, wenn die etablierten Parteien, die Gewerkschaften und die linksextremen Prätorianergarden so neurotisch und aggressiv reagieren. Es war ein Parteitag, auf dem hauptsächlich Satzungsfragen zu klären waren und eine überfällige Regelung für die Vorstands-Kompetenzen. Also nur Dinge, die gemäß dem Parteiengesetz Pflichtübungen sind. “Job as usual”, könnte man erwarten.
Doch allen parteirechtlichen Pflichten der AfD steht der Generalverdacht der Classe Politique entgegen. Niemand würde diesen Parteitag überhaupt wahr genommen haben, wenn da nicht die Verlustängste derer wären, die sich in dieser antifaschistisch-sozialistischen Republik so wohlig eingerichtet haben. Da muß natürlich eine bürgerliche Alternative, die eine über Jahre hinweg eingespielte Rotverschiebung zurecht rücken will, mit aller Macht und schrägen Mitteln bekämpft werden.
So sehr wird die neue Bürgerlichkeit angegangen, dass nebenbei ein biederes Kongress-Hotel in die Knie geht. Ein Hotel, das nie Probleme damit hatte, Rüstungs-Lobbyisten, Porno-Messen-Vertreter oder Angehörigen zweifelhafter Sekten Herberge zu geben, verweigert einer Partei, die für DIESE Republik eintritt, die für Rechtschaffenheit und Gradlinigkeit steht, die frühzeitig gebuchte Logie.
Zur Entschuldigung des Hotelbetreibers muß man allerdings festhalten, dass die offizielle Begründung nicht die AfD sondern die Gegendemonstranten waren. Man befürchtete Ausschreitungen und wollte seine Gäste nicht gefährden. Interessanter Weise wurde diese Gegenveranstaltung von einem breiten Bündnis von etablierten Parteien, Kirchen und Gewerkschaften mit getragen – sind die auch der Gewalttätigkeit verdächtig? Offenbar schon, denn diese Gutmenschen entblödeten sich nicht, ohne Protest und Abgrenzung hinter der ANTIFA und dem “Schwarzen Block” her zu laufen! Man muß sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Da skandieren vorne die Linksextremisten “BE-Er-De, du Bullenstaat / Wir haben dich zum kotzen satt!” und verunglimpfen übelst diese Republik – und dahinter tapert der SPD-Oberbürgermeister mit Gefolge und trägt das alles mit.
Dann ist es auch kein Wunder, dass Polizei und Politik einem Kongress-Hotel nicht mehr die Sicherheit seines Betriebs garantieren können. Da ist etwas faul im Staate!

LULEY: Im Oktober 2015 hat SPD-Vize Ralf Stegner gefordert, man müsse die AfD vom Verfassungsschutz überwachen lassen, da sie sich der rechtsextremen NPD annähere.
– Wie beurteilen Sie das?

RUPSCH: Lol! Ausgerechnet dieser Ralf Stegner, der jüngst in einer Talkshow in die Debatte warf, dass Recht und Gesetz zweitrangig wären, wenn es um Menschlichkeit ginge?
Wäre es da nicht sehr sinnvoll, wenn der Verfassungsschutz diese Große Koalition beobachten würde, die nicht erst bei der Flüchtlingsinvasion Recht und Gesetz und auch Verträge gebrochen hat?
Grundsätzlich kann der Verfassungsschutz alles beobachten: Parteien, Vereine, Sendeanstalten, Zeitungen, Kirchen und Sekten: “…doch fein in der Still´, so wie es sich schicket”, wie es in dem Lied “Die Gedanken sind frei” so schön heißt. Wenn der VS nichts Bedenkliches findet ist es ja gut.
Zum Problem wird eine VS-Überwachung erst, wenn sie zur Stigmatisierung eingesetzt wird.
Die Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT ist 10 Jahre lang unter begleitendem Mediengetöse beobachtet worden, ebenso die REPUBLIKANER, bei denen waren es 11 Jahre. Gefunden hat der VS nichts – aber geschadet hat es den Observierten und zwar massiv! Und das war auch so gewollt.

LULEY: Sie haben noch nichts zu dem NPD-Vorwurf gesagt!

RUPSCH: Stimmt! Aber ich muß ja nicht jeden Blödsinn kommentieren, gelle?! 😉

LULEY: In Deutschland hat man, als Rechter, mit gesellschaftlicher Ächtung zu rechnen. Auf der anderen Seite demonstriert die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth in Hannover mit Linksextremen gegen die AfD.
– Gehört das zur Demokratie oder hat sie damit eine rote Linie überschritten?

RUPSCH: Die Frage ist ja wohl, ob Frau Claudia Roth zur Demokratie gehört. Ich habe da so meine Zweifel!
Für die Linken ist das Zusammenspiel von linksextremen Straßenkämpfern mit den etablierten Parteien bis hin zu einer linksgrünen stv. Bundestagspräsidentin kein Problem. Der linke Geist heiligt bei denen die Mittel. Links ist gut und rechts böse und war´s mal nicht ganz kosher, dann war´s nur ein Zuviel des Guten. “Rote Linien” gibt es anscheinend nur für Rechte – wie mich.

LULEY: Bleiben wir beim Thema „Rechte“. Sie, Herr Rupsch, waren Mitglied bei den Republikanern.
– Das war doch, zumindest unter Schönhuber, eine rechtsextreme Partei.
– Was hat Sie geritten, sich gerade denen anzuschließen?

RUPSCH: Die Republikaner wurden 1984 von CSU-Mitgliedern gegründet, weil die von Helmut Kohl versprochene “geistig-moralische Wende” nicht eingetreten war und weil Franz-Josef Strauß der vor der Pleite stehenden DDR einen Milliardenkredit vermittelt hatte. Ausgerechnet er, F.J.S. !
Jedenfalls waren die Anfänge der REP ähnlich denen der AfD zutiefst bürgerlich.
Franz Schönhuber konnte sich gegen die Gründer der Partei, Handlos und Voigt, erst nach drei Jahren durchsetzen.
Schönhuber war ein geltungsbedürftiger selbstverliebter Machtmensch.
Er kokettierte gerne mit Redewendungen aus dem NS-Sprachschatz aber von seiner Grundüberzeugung war er kein National-Sozialist. Es hat sehr rechtslastige Mitglieder gegeben, die wir stets so schnell wie möglich aus der Partei ausgeschlossen haben – aber rechtsextrem ist die Partei – im Gegensatz zu der Darstellung in der veröffentlichten Meinung – nie gewesen.

Die Situation 1992 war ähnlich derjenigen, die wir heute vorfinden:
Im Westen wurden wegen des “Aufbau Ost” die öffentlichen Kassen, insbesondere die der Kommunen geplündert, und manches Projekt, auf das man schon lange gewartet hatte, verschwand auf Nimmerwiedersehen im Orcus. Die EU verlangte uns jedes Jahr steigend zweistellige Milliardenbeträge ab, die wir netto leisten mußten (und müssen). Und schließlich wurde klar, dass wir für die Wiedervereinigung unsere D-Mark für eine europäische Einheitswährung aufgeben sollten. Und wäre das alles nicht genug, strömten auch noch immer mehr Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Balkan und von sonstwo nach Deutschland.
Das alles wurde in meinem Kollegen- und Freundeskreis heftig diskutiert – aber keiner wollte konkret etwas unternehmen. Ich wollte mich auch praktisch engagieren und suchte nach einer Partei, die Lösungsansätze bot. Ich ließ mir die Programme aller größeren Parteien kommen und – aus einer Laune heraus – auch das der Republikaner.
Die etablierten Parteien kümmerten sich mehr um Randthemen als um die mir wichtig erscheinenden Probleme – bis auf die REP.
In deren Programm stand all´ das auf der Agenda, was mir auf den Nägeln brannte.
Im Mai 1992 wurde in London dem Oberkommandierenden der Britischen Bomberverbände, Air Marshal Sir Arthur Harris, ein Denkmal gesetzt.
47 Jahre nach Kriegsende setzen unsere britischen Freunde dem liebevoll “Butcher Harris” genannten Verantwortlichen für 600.000 zivile deutsche Opfer des Bombenkrieges ein Ehrenmal. Gab es in Deutschland einen Aufschrei? Proteste? Bestellte der Bundeskanzler den britischen Botschafter ein? Nichts von alledem!
Nur die Republikanner demonstrieten mit 200 Teilnehmern mutig unter dem Geschrei linker Gegendemonstranten vor der britischen Botschaft in Bad Godesberg und fanden angemessen deutliche Worte.
Damit war klar: DAS war meine Partei!

LULEY: Wie gingen Ihre Frau und Ihre Kinder damit um?

RUPSCH: Meine erste Frau war durchaus auf meiner Linie; sie war auch selbst, aus eigenem Antrieb heraus, Mitglied. Das hat ihr auch geholfen, mit den alltäglichen Ärgernissen und Ausgrenzungen klar zu kommen.
Die vier Kinder hat das alles schon sehr belastet, was ich zwar ahnen konnte aber in der vollen Tragweite erst nach unserer Trennung erfahren habe.
Der Druck in der Schule muß schrecklich für sie gewesen sein!

LULEY: Waren Sie einfaches Mitglied oder hatten Sie eine bestimmte Funktion bei den Republikanern?

RUPSCH: Ich habe zu Anfang gleich den Kreisverband Steinfurt aufgebaut und wurde dort 1993 zum Kreisverbandsvorsitzenden gewählt. 1997 wurde ich Bezirksvorsitzender Münsterland und gleichzeitig Beisitzer im Landesvorstand NRW. 1998 bis 2002 Vorsitzender des Landesarbeitskreises Wirtschaft, Soziales und Finanzen und von 2002 bis 2004 war ich dann stv. geschäftsführender Landesvorsitzender NRW.

LULEY: Aus welchem Grund haben Sie der Partei den Rücken gekehrt?

RUPSCH: Es gab kein Problem mit der Partei selbst sondern nur mit der Qualität des Personals. Anfang der 90er hatten die Republikaner durchaus qualifizierte Leute an ihrer Spitze, was in der Öffentlichkeit nie so wahr genommen wurde, weil die Medien lautstark stets nur über die negativ Auffälligen berichteten. Als wir Schönhuber in 1994 los geworden waren (eine Situation ähnlich dem Abgang von Bernd Lucke) und etliche Ewig-Gestrige dazu, sah es intern recht passabel aus. Endlich schien der Weg frei für eine professionelle Parteiarbeit ohne rechtspopulistische Querschüsse.
Der neue Parteivorsitzende Dr. Rolf Schlierer war kein Volkstribun aber ein methodischer Arbeiter und machte seine Sache gut.
Die Parteiorganisation funktionierte immer besser aber die Wahlergebnisse wurden immer schlechter. Nach dem bayrischen Landtagswahlkampf und der zwei Wochen später statt findenden Bundestagswahl 1998 waren wir alle erschöpft. Viele – auch ich – hatten ihren Jahresurlaub in diesen Wahlkampf investiert. Beide Wahlergebnisse lagen aber unter der 5-% Hürde.
Ein Desaster!
Viele der noch verbliebenen guten Leute verließen nun die REP.
Ich hätte das auch tun sollen.
Aber wenn man in der Tretmühle drin ist und eine gute Resonanz von den Mitstreitern bekommt, dann erkennt man die Dramaturgie nicht so recht. Schließlich stieg ich ja in die Lücken auf, die der Abgang der Besseren gerissen hatte. Mir ist klar, dass das mir nicht zur Ehre gereicht… 😉
Aber dann, 2004, hatte ich die Nase voll: Einerseits war der Ärger am Arbeitsplatz immer schlimmer geworden, andererseits die Aussichten, irgendwann einmal auf der politischen Bühne zu reussieren, gleich null.
Ich merkte, wie mich der Frust immer grantiger und radikaler und mir meine Magenbeschwerden immer schlimmer machte.
Also zog ich die Reißleine…

LULEY: Wollten Sie gleich wieder in eine Partei oder hatten Sie die Nase voll?

RUPSCH: Nach exakt 12 Jahren in einer geächteten Partei, nach erheblichen finanziellen Aufwendungen für Fahrten, Übernachtungen und Material, von der Zeit gar nicht zu reden, mit einer zerrütteten Ehe und einer zerstörten Berufskarriere war einfach mal Pause angesagt.
Das war höchste Zeit!

LULEY: Wie kommt jemand, der bei den Republikanern war, gerade zur AfD?

RUPSCH: Liegt das – nach allem, was ich erzählt habe – nicht auf der Hand? 😉
Die Politikfelder von REP und AfD decken sich weitgehend. Die REP war mehr auf nationale Selbstbehauptung ausgerichtet und sie war proletarischer, die AfD hat ein stärkeres Standbein bei Wirtschaft und Finanzen und ist eher bürgerlich.
Was mich aber bei den Republikanern immer gestört hat, war dieser Hang zu rückwärtsgewandten Betrachtungen. Die AfD ist da erfrischend zukunftsorientiert. In der REP galt ich als Liberaler, in der AfD gehöre ich wohl eher zu den National-Konservativen. Ich denke, das passt gut!

LULEY: Haben Sie noch Kontakte zu den Republikanern?
– Der jetzige Vorsitzende Johann Gärtner soll als ein gemäßigter Rechter gelten, glauben Sie, die Republikaner haben wieder eine Zukunft oder wird die Partei weiter im Schatten der großen Parteien wie SPD und CDU bleiben?

RUPSCH: Naja – Hans Gärtner kenne ich, seit er Bezirksvorsitzender in Schwaben war.
Er ist ein braver Mittelständler, ein Patriot, kein Nationalist und gewiß kein Radikalinski.
Er ist aber kein Politiker, der eine Idee nach vorne bringen kann; er ist sozusagen der Friedhofs-Gärtner der REP.
Die REPUBLIKANER sind völlig ausgeblutet und abgewirtschaftet.
Mit tut´s um die leid, die sich dort noch engagieren.
Kontakt habe ich nur noch zu einer Person, der ist aber rein privat.

LULEY: Aufseiten der Rechten gibt es einige Parteien, die sich den „Rechtspopulismus“ auf ihre Fahnen geschrieben haben.
– Ich nenne als Beispiele: Die Freiheit, Die Pro-Bewegung und die AfD.
– Wäre es nicht sinnvoller, all diese Parteien schlössen sich zu einer großen Partei zusammen?

RUPSCH: Solche Vorschläge tauchen immer wieder auf wie das Ungeheuer von Loch Ness in der Sommerpause. Es gibt in der Parteiengeschichte der BRD wohl nur einen einzigen Zusammenschluß, der wirklich etwas gebracht hat:
Der von der WASG und der PDS. Das hat etwas bewirkt, weil die linken Gruppierungen in Westdeutschland fürchterlich verknöchert waren und so frischer Wind in die personalarme aber finanziell reiche West-PDS kam.
Aber was sollten FREIHEIT und PRO bei der AfD auffrischen?
Ich bin vielmehr ein Freund des “freien Spiels der Kräfte.” Die Unterschiede im Detail sind ja durchaus erkennbar. Die bessere, passendere und somit erfolgreichere Partei wird auch die entsprechenden Mitglieder und schließlich die Wähler an sich ziehen.
Wenn Demokratie funktioniert, dann klappt auch das gut!

LULEY: Was erwarten Sie von der Politik, bzw. was gedenken Sie selbst noch politisch zu tun?

RUPSCH: Es ist schon „fünf Minuten NACH zwölf“ – aber es ist noch viel zu retten.
Die Probleme, die mit den destabilisierenden Faktoren (ungezügelte Einwanderung, Islamisierung, zerrüttete Finanzen, Bankenrettung, EU-Diktatur) verbunden sind, lassen sich irgendwann nur noch mit diktatorischen Maßnahmen eingrenzen.
Die Bekämpfung einer mittelalterlichen Religion führt zu mittelalterlichen Zuständen, die Aushebelung der Bankenmacht kann zu archaischen Wirtschaftsformen führen und die Entmachtung der EU trägt das Risiko zwischenstaatlicher Zerwürfnisse in sich. Wir gehen sehr schweren Zeiten entgegen.
Die Welt ist kompliziert geworden. Die Konstrukte von Europa, Weltwirtschaft und Militärbündnissen sind fragil. Vieles ist nicht gleich erkennbar vernetzt.
Darum ist es um so wichtiger, dass wir, die Alternative für Deutschland, auf demokratischem rechtsstaatlichem Wege Lösungen vorantreiben. Vermutlich sind wir von der AfD die letzte Chance für dieses Land, für unsere Nation.
Was kommen wird, wenn wir scheitern, ist ein totalitärer Staat.
Und ich will weder in einer Diktatur der Gutmenschen leben, noch in einem Kalifat, noch in einem Protektorat einer fremden Großmacht.
Früher habe ich meine Reden stets mit dem Ruf beendet:
„Es lebe die Republik! Es lebe unser deutsches Vaterland!“
Heute möchte ich hinzufügen: „Es lebe die Freiheit!“
Das ist aktueller denn je…
Zu meiner politischen “aktiven Zukunft” kann ich leider wenig sagen.
Ich bin derzeit sehr in die Pflege meines bald 92-jährigen blinden Schwiegervaters eingebunden…

LULEY: Was ist mit Ihrer Frau und Ihren Kindern? Sind die politisch interessiert?

RUPSCH: Meine Frau ist politisch sehr interessiert aber leider immer noch Mitglied der CDU…
Da ist viel Platz für spannende Debatten!
Meine vier Kinder sind leider ziemlich desinteressiert. Aber wenn man jahrelang von einem engagierten Vater bei den Mahlzeiten mit Politik zugedröhnt wurde, dann hat man vermutlich für den Rest des Lebens die Nase voll davon.
Einzig mein Ältester, von Beruf selbständiger Architekt, ist da aufgeweckter:
Kürzlich hat er sich qualifiziert kritisch über das TTIP-Abkommen geäußert.

LULEY: Wie stellt sich Ihre Familie, die Zukunft Deutschlands vor?

RUPSCH: Wie gesagt, meine Kinder sind da völlig unbelastet.
Meine Frau und ich sehen angesichts der Gemengelage in Deutschland ziemlich schwarz.
Aber es besteht immer noch eine bessere Ausgangslage, als wir sie nach dem 09. Mai 1945 hatten. Deshalb gilt: Nur wer sich aufgibt, hat verloren!

LULEY: Glauben Sie, es ist sinnvoll parteipolitisch aktiv zu werden oder genügt es, wenn man überhaupt politisch aktiv ist? Und wo und wie?

RUPSCH: Jedes politische Engagement ist richtig und wichtig.
Es wird Sie sicherlich wundern aber ich hätte es lieber, wenn meine Kinder oder irgendwer sonst sich auf der demokratischen Linken des Spektrums engagierten als dass sie gar keine Überzeugung vertreten würden.
Ich halte es da mit Carl Schmitt, der in seinem Buch “Der Begriff des Politischen” festgehalten hat:
„Wenn ein Volk nicht mehr politisch aktiv ist, dann ist das nicht das Ende der Politik sondern das Ende eines schwachen Volkes.“
Natürlich hätte ich es lieber, meine Kinder würden in meine Fußstapfen treten.
Aber vielleicht kommt das ja noch. Ich selbst habe mich ja auch 25 Jahre lang für “links” gehalten.

LULEY: Wenn Sie auf Ihr politisches Leben zurückblicken, was ist Ihre wichtigste Erfahrung?

RUPSCH: Man muß die Sorgen und Ängste, auch die Träume und Sehnsüchte der Menschen jeder Coleur ernst nehmen. Auch dann, wenn man sie augenscheinlich für blödsinnig hält.
Linke und Rechte, Kluge und weniger Schlaue, haben das Recht, dass man ihre Beweggründe nach zu vollziehen versucht. Man muß ja nicht alles verstehen und schon gar nicht alles billigen.
Aber man tut sich selbst einen Gefallen, wenn man um die Hintergründe von Ablehnung und Zustimmung weiß.
Und dann noch etwas ganz, ganz Wichtiges:
Toleranz setzt eigene Prinzipien voraus. Man muß selbst abgleichen können, was innerhalb der tolerierbaren Grenzen liegt und ab wann man um seine Prinzipien und Rechte kämpfen muß.
Wer keine Grenzen setzt, wer nicht bereit ist zu kämpfen, der toleriert nicht, er erduldet nur, er ist Opfer.
Aber ich habe auch mal eine Frage an Sie!

LULEY: Oha – ja, bitte.

RUPSCH: Meine Frau und ich sind Mitte 60. Die allgemeine Ordnung, die Spielregeln und Abläufe, die wir in unserer Prägungsphase als Norm gelernt haben, sind offensichtlich nicht mehr common sense. Wir finden das bedauerlich, es verunsichert uns.
Ist das nur das übliche Generationenproblem, das uns trifft oder haben sich die gelebten Werte tatsächlich dermaßen verschoben? Ich meine: Für uns war Anfang der 70er der tabufreie Diskurs eine wichtige Errungenschaft. Ebenso das Hinterfragen von scheinbar unum- stößlichen Wahrheiten und der Glaube auf Besserung der Dinge „We shall overcome some day.“
Das war keine Floskel sondern ein Glaubenbekenntnis.
Ist das alles jetzt „Muster ohne Wert“?
Wie nehmen Sie das wahr, wo Sie doch nun etliche jahre jünger sind?

LULEY: Ähnliche Glaubensbekenntnisse gibt es auch heute noch.
Sprechen wir über Werte, wie etwa: Liebe, Frieden und Gerechtigkeit, dann werden junge Menschen davon ähnlich stark angetrieben, wie junge Menschen zu Ihrer Zeit.
Ich empfinde unsere Zeit aber als moralisierend.
Ein aktuelles Schlagwort spricht nicht umsonst von der „Politischen Korrektheit“. Man will nicht gut sein, man will „korrekt“ sein.
Wobei ich den Verdacht habe, dass diese Art von Korrektheit nichts mit dem zu tun hat, was man unter Gentleman als korrekt bezeichnet. Korrekt in diesem Sinne heißt: offen, charmant und ehrlich.
Schaut man sich aber Leute an, die unbedingt Politisch Korrekt sein wollen, dann erwecken sie den Eindruck, Missionare zu sein, die andere darüber belehren wollen, was als gut, richtig und wichtig zu gelten hat.
Ein Gentleman empfindet dieses missionarische Gehabe als extrem politisch unkorrekt. Zudem: Wenn einem nicht passt, wie die Welt ist, dann soll man nicht anderen Vorträge halten, sondern die Ärmel hochkrempeln!
Das jedenfalls ist meine Ansicht dazu.

RUPSCH: Diese „Politische Korrektheit“ ist für mich das neue Pharisäertum.
Ich denke, dass Sie da recht haben!

LULEY: Was möchten Sie gerne Ihren Kindern und Enkeln – als politisches Vermächtnis – hinterlassen?

RUPSCH: Wenn dich etwas stört, dich ägert, du Ungerechtigkeit empfindest:
Meckere nicht ´rum sondern unternimm etwas.
Fordere dich zu allererst selbst, erwarte erst dann etwas von anderen.
Es gibt nichts Gutes außer man tut es!

LULEY: Ich weiß, dass Sie Gedichte schreiben, tragen Sie doch bitte Ihr bestes Gedicht vor!

RUPSCH: Na, das ist aber eine nette Steilvorlage! 😀
Mein “bestes Gedicht” ist ein Liebesgedicht, eine Hymne an eine ganz besondere Frau. Das ist hier tabu.
Aber mein politisches Lieblingsgedicht trage ich gerne vor:

Dieses Land ist UNSER Land!
Was Eltern mühsam sich erbaut
Aus Trümmern hoch mit eig´ner Hand
Auf festem Grund, nicht flücht´gem Sand
Was uns als Erbe anvertraut
Das zu schützen, Freunde, schaut!

LULEY: Danke für das Interview.
Vielleicht setzen wir es – bei Gelegenheit – weiter fort?

RUPSCH: Wie sagte der “Kaiser”? “Schau´n mer mal…!”
Ach so – eins noch:
– Es lebe die Freiheit!
– Es lebe die Republik!
– Es lebe unser Deutsches Vaterland! 😉

Reinhard “Hardy” Rupsch

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